Wie das Klinikum Ernst von Bergmann seine Kapazitäten neu denkt
Wie lassen sich Klinikressourcen so steuern, dass Patienten zur richtigen Zeit am richtigen Ort behandelt werden und gleichzeitig Mitarbeitende entlastet werden? Das Klinikum Ernst von Bergmann hat darauf mit dem Start des Integralen Kapazitätsmanagements (IKM) eine mutige Antwort gegeben. Ein Projekt, das Prozesse transparent macht, Kapazitäten vorausschauend plant und zeigt, wie Digitalisierung den Krankenhausalltag wirklich verändern kann.

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist die Frage nicht mehr nur, wie viele Betten theoretisch zur Verfügung stehen, sondern ob genügend Pflegekräfte da sind, um diese zu betreuen. Hinzu kommt: Oft fehlt es an Echtzeitdaten. Wer heute einen Überblick über die Auslastung sucht, stösst schnell auf fragmentierte Informationen, lange Kommunikationswege und manuelle Abstimmungen. Genau hier setzt IKM an. Mit einem Ansatz, der Transparenz schafft und vorausschauendes Handeln ermöglicht.
Dieser Text ist eine Kurzfassung eines längeren Originalartikels, erschienen im Magazin KU Gesundheitsmanagement, 2025, Heft 07, S. 40-43 der mgo fachverlage GmbH & Co. KG. Hier geht es zum vollständigen Artikel.
Von der Idee zur Umsetzung
Gemeinsam wurde ein Konzept entwickelt, das die komplexe Steuerung von Kapazitäten neu denkt. Ziel ist es, den Blick vom Silodenken einzelner Stationen hin zu einer zentral koordinierten Gesamtsteuerung zu lenken.
Ein eigens entwickeltes, grafisch visualisiertes Dashboard ist dabei eine zentrale Diskussions- und Entscheidungshilfe:
- Es zeigt den aktuellen Belegungsstand aller Fachabteilungen.
- Es macht geplante Aufnahmen und Entlassungen für die nächsten Tage sichtbar.
Damit entsteht nicht nur Transparenz über die aktuelle Lage, sondern auch die Fähigkeit, Belastungsspitzen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Praktisch als Nebeneffekt werden die verwendeten Daten immer genauer und belastbarer. Das legt wiederum die Basis für verlässliche KI-gestützte Prognosen der Belegung und des Notfallaufkommens.
Zwei Phasen für nachhaltige Veränderung
Das Projekt ist in zwei Hauptphasen gegliedert:
- Operative Exzellenz
Zunächst ging es darum, die Grundlagen zu schaffen durch standardisierte Prozesse, visuell unterstützte Kommunikation und optimierte Abläufe, etwa in der Notaufnahme. So wurden klare Strukturen etabliert, die den Patientendurchfluss verbessern und im Alltag für Entlastung sorgen. - Aufbau des IKM-Systems
Aufbauend auf dieser Basis wird nun das eigentliche IKM implementiert. Gestartet wurde mit einem Pilotcluster aus den Fachbereichen Kardiologie, Angiologie und Nephrologie. Schritt für Schritt wird das System auf weitere Bereiche ausgerollt, begleitet von Schulungen, Reviews und enger Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen.
Schon in der Pilotphase zeigt sich, wie gross das Potenzial ist: Belastungsspitzen werden sichtbar, die Ressourcenplanung wird vorausschauender und die Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg verbessert sich spürbar.
Mehrwert für Patienten und Mitarbeitende
IKM bedeutet weit mehr als technische Innovation. Es ist ein Kulturwandel. Mitarbeitende erleben, dass Entscheidungen auf Basis valider Daten getroffen werden statt auf Zuruf oder Bauchgefühl. Das sorgt für Klarheit und entlastet Teams im ärztlichen wie pflegerischen Bereich. Gleichzeitig profitieren Patienten, weil sie schneller und zielgerichteter versorgt werden können.
Ausblick
Der aktuelle Entwicklungsstand des IKM ist nur der Anfang. In den kommenden Monaten wird das System auf weitere Fachbereiche ausgeweitet und mit neuen Funktionen ergänzt. Unter anderem mit Methoden aus der künstlichen Intelligenz, die Prognosen zur Auslastung noch präziser machen sollen. Erste Tests im Pilotcluster zeigen bereits, dass Vorhersagen mit einer Genauigkeit von 3–5 % möglich sind. Ein vielversprechendes Ergebnis, das deutlich macht, welches Potenzial in dieser Herangehensweise steckt.
Zur vollständigen Publikation mit allen Hintergründen, Projektphasen und Ergebnissen.
Autoren des Originalartikels: Simone Schubert, Stefan Märke, Dr. Juliane Schmachtenberg, Stefan Georgy, Susanne Jones, Dr. med. Karin Hochbaum