Case Study

Lean-OP am LKH-Univ.Klinikum Graz: Mehr Eingriffe durch stärkere Teams und klarere Abläufe

23.5.2025
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Geschrieben von:
Dr. Christophe Vetterli
und
Johnny van Dijk

Gemeinsam mehr Versorgungsleistung ohne mehr Stress

Ausgangslage: Ein OP-System am Limit

Am LKH-Univ. Klinikum Graz stand die Universitätsklinik für Urologie vor operativen und organisatorischen Engpässen:Der OP-Betrieb endete bereits am frühen Nachmittag, Teamarbeit lief vielfach sequenziell statt synchronisiert in den Professionssilos behaftet, undMateriallogistik sowie Planung waren unkoordiniert. Die Folge: Ressourcen wurden nicht effizient genutzt, und die Teams arbeiteten oft unter Druck – mit begrenztem Output, den die mögliche Versorgungsleistung war kritisch.

Um diese Situation zu verbessern, wurde ein Lean-Projekt aufgesetzt mit einem klaren Ziel: Mehr Versorgungsleistung, aber ohne mehr Stress für das Personal. Im Zentrum stand dabei die Stärkung des Saalteams als Einheit – mit klaren Zuständigkeiten, verbesserten Abläufen und neuen Kommunikationsformen.

Projektfokus & Vorgehen: Teamzentriert, iterativ und mit klarem Umsetzungsbezug

Das Projektteam – bestehend aus OP-Pflege, Anästhesie, Ärzteschaft, Koordination und weiteren Berufsgruppen – arbeitete vor Ort gemäss Design Thinking in mehreren Design Sprints mit Prototypen. Statt Top-down-Vorgaben entstand ein partizipativ entwickelter, tragfähiger OP-Alltag mit Rollenverständnis und gemeinsam getragenen Prozessen.

Ein besonderer Fokus lag auf der Förderung desTeamgefüges im Saal: Kommunikation, Klarheit und Koordination wurden neu gedacht – mit konkretem Einfluss auf die tägliche Zusammenarbeit und die Leistungsfähigkeit der gesamten OP-Plattform.

Zentrale Maßnahmen: Kommunikation stärken, Rollen klären, Planung entlasten

  • Stärkung des Saalteam-Gefüges:
    • Einführung von Saalhuddles vor jedem Eingriff zur Abstimmung im Kernteam
    • Klare Definition von Rollen, Aufgabenverteilung und einem Saal-Team-Verständnis
    • Gemeinsames Verständnis über Lagerung, Materialien, Besonderheiten – statt Einzelwissen
  • Strukturierte Tagessteuerung:
    • Starthuddles mit allen Schlüsselfunktionen zur Koordination des Tages
    • Krisenhuddles als Schnellformat bei personellen Engpässen – statt chaotischem Umdisponieren und Saalschliessungen
  • Planungssicherheit schaffen:
    • Einführung einer achtwöchigen OP-Vorausplanung
    • Slot-basierte OP-Logik für bessere Auslastung gemäss Grundprämissen des Integralen Kapazitätsmanagements (IKM)
    • Frühzeitige Abstimmung von Ressourcen und Vermeidung kurzfristiger Überraschungen

Ergebnisse: Mehr Eingriffe, stabilere Abläufe – ohne Überlastung

+35 % Operationen pro Periode, ohne proportional mehr OP-Minuten

+16 % OPs pro Saaltag, durch bessere Nutzung der OP-Kapazitäten

−17 % OP-Dauer pro Eingriff, durch eingespieltere Teams und klarere Abläufe

−6 Minuten Wechselzeit zwischen OPs, trotz neuer gemeinsamer Mittagspause

- 75% krankheitsbedingter Ausfälle, als Ausdruck besserer Arbeitsbedingungen und Teamgefüge

Gestärktes Teamgefühl und weniger Stress, durch Routinen, Verantwortungsteilung und Tagesklarheit

Das Projekt führte zu einer deutlich erhöhten Versorgungsleistung, ohne dass die Mitarbeitenden „mehr leisten mussten“. Stattdessen wurde „besser zusammengearbeitet“.

Fazit: Design Thinking und Lean stärkt Teams – und Teams steigern die Leistung

Das Projekt war das Pilot-Lean OP Projekt für das LKH-Univ.Klinikum Graz und dem hausinternen Lean Team, welches sich die Expertise von VR&P holte, für weitere Lean-OP Transformationen. Es bewies einmal mehr wie Design Thinking als Innovationsansatz bereits in der Gestaltung der neuen Abläufe den Erfolg vorspurte.

Das Lean-Projekt im OP der Universitätsklinik fürUrologie am LKH-Univ. Klinikum Graz zeigt eindrucksvoll: Mehr Leistung muss nicht mehr Belastung bedeuten. Entscheidend sind gut abgestimmte Teams, klare Abläufe und eine vorausschauende Planung.

Durch die Stärkung des OP-Teams als funktionierende Einheit und durch transparente Tagessteuerung konnten Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit gleichzeitig gesteigert werden – ein Modell für effiziente, teamgetragene Versorgung in herausfordernden Zeiten.

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