Lean-OP am LKH-Univ.Klinikum Graz: Mehr Eingriffe durch stärkere Teams und klarere Abläufe
Gemeinsam mehr Versorgungsleistung ohne mehr Stress

Ausgangslage: Ein OP-System am Limit
Am LKH-Univ. Klinikum Graz stand die Universitätsklinik für Urologie vor operativen und organisatorischen Engpässen:Der OP-Betrieb endete bereits am frühen Nachmittag, Teamarbeit lief vielfach sequenziell statt synchronisiert in den Professionssilos behaftet, undMateriallogistik sowie Planung waren unkoordiniert. Die Folge: Ressourcen wurden nicht effizient genutzt, und die Teams arbeiteten oft unter Druck – mit begrenztem Output, den die mögliche Versorgungsleistung war kritisch.
Um diese Situation zu verbessern, wurde ein Lean-Projekt aufgesetzt mit einem klaren Ziel: Mehr Versorgungsleistung, aber ohne mehr Stress für das Personal. Im Zentrum stand dabei die Stärkung des Saalteams als Einheit – mit klaren Zuständigkeiten, verbesserten Abläufen und neuen Kommunikationsformen.
Projektfokus & Vorgehen: Teamzentriert, iterativ und mit klarem Umsetzungsbezug
Das Projektteam – bestehend aus OP-Pflege, Anästhesie, Ärzteschaft, Koordination und weiteren Berufsgruppen – arbeitete vor Ort gemäss Design Thinking in mehreren Design Sprints mit Prototypen. Statt Top-down-Vorgaben entstand ein partizipativ entwickelter, tragfähiger OP-Alltag mit Rollenverständnis und gemeinsam getragenen Prozessen.
Ein besonderer Fokus lag auf der Förderung desTeamgefüges im Saal: Kommunikation, Klarheit und Koordination wurden neu gedacht – mit konkretem Einfluss auf die tägliche Zusammenarbeit und die Leistungsfähigkeit der gesamten OP-Plattform.
Zentrale Maßnahmen: Kommunikation stärken, Rollen klären, Planung entlasten
- Stärkung des Saalteam-Gefüges:
- Einführung von Saalhuddles vor jedem Eingriff zur Abstimmung im Kernteam
- Klare Definition von Rollen, Aufgabenverteilung und einem Saal-Team-Verständnis
- Gemeinsames Verständnis über Lagerung, Materialien, Besonderheiten – statt Einzelwissen
- Strukturierte Tagessteuerung:
- Starthuddles mit allen Schlüsselfunktionen zur Koordination des Tages
- Krisenhuddles als Schnellformat bei personellen Engpässen – statt chaotischem Umdisponieren und Saalschliessungen
- Planungssicherheit schaffen:
- Einführung einer achtwöchigen OP-Vorausplanung
- Slot-basierte OP-Logik für bessere Auslastung gemäss Grundprämissen des Integralen Kapazitätsmanagements (IKM)
- Frühzeitige Abstimmung von Ressourcen und Vermeidung kurzfristiger Überraschungen
Ergebnisse: Mehr Eingriffe, stabilere Abläufe – ohne Überlastung
✅ +35 % Operationen pro Periode, ohne proportional mehr OP-Minuten
✅ +16 % OPs pro Saaltag, durch bessere Nutzung der OP-Kapazitäten
✅ −17 % OP-Dauer pro Eingriff, durch eingespieltere Teams und klarere Abläufe
✅ −6 Minuten Wechselzeit zwischen OPs, trotz neuer gemeinsamer Mittagspause
✅ - 75% krankheitsbedingter Ausfälle, als Ausdruck besserer Arbeitsbedingungen und Teamgefüge
✅ Gestärktes Teamgefühl und weniger Stress, durch Routinen, Verantwortungsteilung und Tagesklarheit
Das Projekt führte zu einer deutlich erhöhten Versorgungsleistung, ohne dass die Mitarbeitenden „mehr leisten mussten“. Stattdessen wurde „besser zusammengearbeitet“.
Fazit: Design Thinking und Lean stärkt Teams – und Teams steigern die Leistung
Das Projekt war das Pilot-Lean OP Projekt für das LKH-Univ.Klinikum Graz und dem hausinternen Lean Team, welches sich die Expertise von VR&P holte, für weitere Lean-OP Transformationen. Es bewies einmal mehr wie Design Thinking als Innovationsansatz bereits in der Gestaltung der neuen Abläufe den Erfolg vorspurte.
Das Lean-Projekt im OP der Universitätsklinik fürUrologie am LKH-Univ. Klinikum Graz zeigt eindrucksvoll: Mehr Leistung muss nicht mehr Belastung bedeuten. Entscheidend sind gut abgestimmte Teams, klare Abläufe und eine vorausschauende Planung.
Durch die Stärkung des OP-Teams als funktionierende Einheit und durch transparente Tagessteuerung konnten Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit gleichzeitig gesteigert werden – ein Modell für effiziente, teamgetragene Versorgung in herausfordernden Zeiten.